Frauen, seid arrogant!
Arroganz schützt im Berufsleben vor unnötiger Verunsicherung und männlichem Machtgebahren, meinen Trainer Peter Modler und Irene Maier, Leiterin des Programmbeirats des Deutschen Pflegetags
Wie bitte? Ja, arrogant zu wirken, ist den meisten Frauen unangenehm, gerade in Pflege. Wir wollen gefallen, nicht anecken, es gern allen recht machen. Schade drum. Denn wer arrogant ist, kommt weiter, ist auch Klugscheißerei (Mansplaining) nicht hilflos ausgeliefert. Das sagt Peter Modler, Trainer und Lehrbeauftragter für Themen wie Kommunikation an der Universität Freiburg. Er hat ein sogenanntes Arroganz-Training für Frauen entwickelt.
Männer denken eher hierarchisch
Nach seiner Theorie (die auf die amerikanische Soziologin Deborah Tanner zurückgeht) gibt es jene Menschen, die vorrangig vertikal, und andere, die eher horizontal agieren und kommunizieren. Vertikal orientierte Menschen denken in Rangordnungen: Wer ist mein Vorgesetzter, wessen Vorgesetzter bin ich, ist die Hierarchie heute noch dieselbe wie vergangene Woche? Blitzschnell werden in Gesprächssituationen zunächst diese Verhältnismäßigkeiten abgecheckt – und erst danach gehandelt. Es sind nun mehrheitlich (wenn auch nicht ausschließlich, betont Modler) Männer, die nach diesem System funktionieren. Wie man sie dazu bekommt, einen ernst zu nehmen? So:
Seien Sie klar, seien Sie bossy!
Zeigen Sie, wer der Boss ist. Eröffnen Sie als Leiterin ein Meeting und wissen Sie, dass einige dieser Hierarchiemenschen im Raum sitzen, sagen Sie zur Begrüßung einen klaren Satz: „Ich bin die Moderatorin und leite dieses Meeting.“ Schon ist die Rangordnung für alle festgelegt – und wird auch ziemlich sicher akzeptiert. Von Getuschel oder Handydaddeln unterm Tisch dürften Sie damit verschont sein.
Keine Scheu vor plattem Beef
Auf hohem Niveau argumentieren? Intellektuell klug parieren? Vergessen Sie es lieber, zumindest im Konflikt mit vertikal ausgerichteten Menschen, so Modler. Denn: Diese elaborierte Methode, Modler nennt sie „High Talk“, ist schlichtweg am wenigsten wirksam im Umgang mit Vertretern dieses Systems.
Stattdessen: Begeben Sie sich auf die Ebene, auf der Sie angegriffen werden. Oft genug wird es die Ebene des Basic Talk sein, wie Modler weiß: Persönliche Äußerungen, stumpfe Wiederholungen, Auswalzen von Nebensächlichkeiten. „Wrong“, „wroong“, „wrooong“ – erinnern Sie sich an die monotonen Reaktionen von Donald Trump auf Hillary Clintons Ausführungen in deren TV-Duell? Keine Argumentation, bloße, einfache und redundante Worte. Mit intelligenten Widerworten ist an solcher Stelle nicht viel zu holen. Besser wäre an Clintons Stelle gewesen, so Modler, zu sagen: „Doch, ich habe Recht.“ Punkt.
Seien Sie vorbereitet, nehmen Sie’s nicht persönlich
Die erste Reaktion, wenn ein horizontal denkender Mensch, und laut Modler sind das nun mal vor allem Frauen, derart platt angegriffen wird, ist oft: Schock. Auch: Fremdscham. Wie kann er nur? So unsachlich werden, vielleicht auch: so persönlich? Bedenken Sie: Es ist nur Hierarchiegehabe, es geht nicht um Sie. Und was Ihr Gegenüber kann, können Sie auch – wenn Sie vorbereitet sind. Ja, nun keine falsche Scham bitte. Raus der anfänglichen Lähmung, parieren Sie auf gleicher Ebene. Oder besser noch – üben Sie sich im:
Move Talk – bewegen Sie sich, setzen Sie Ihren Körper ein
Jetzt wird es körperlich. Wer auf der platten Basic-Talk-Ebene nicht weiterkommt, verlege sich auf den Move Talk, so Modler. Dabei wird der eigene Körper im Raum eingesetzt. Verändern Sie Ihre Haltung, gehen Sie auf Distanz, wenn Sie zuvor nahe beieinander waren oder suchen Sie Nähe, wenn Sie vorher weiter entfernt standen. Männer können das gut.
Lassen Sie sich nicht einschüchtern, machen Sie’s wie Trump
Denken Sie nur wieder an Trump, wie er, während Clinton redete, sein Pult verließ und um seine Kontrahentin herumlief, ihr sogar etwas gönnerhaft die Hand auf die Schulter legte. Wer war hier der Boss? Eben.
Gemischte Dream-Teams sind möglich
Nein, es ist nicht schön, auf diesen Ebenen miteinander zu kommunizieren und – wenn es schlimm kommt – sogar tagtäglich auf diese Weise miteinander arbeiten zu müssen. Wie viel edler wäre es, stets nur kluge Argumente auszutauschen, sachlich-konstruktiv an Lösungen zu arbeiten. „Viele glauben, mit ein bisschen gutem Willen sei ein Verständnis ohne weiteres zu erreichen“, so Modler in einem seiner Ratgeber. Doch dieses idealistische Denken sei in betrieblichen Konfliktfällen eben Augenwischerei. Männer und Frauen seien nun einmal füreinander Aliens – und es brauche reichlich Übersetzung, damit beide gut miteinander arbeiten können. Dann könnten sie aber durchaus auch „ein „Dream-Team sein“.
4 Tipps von Irene Maier, ehemals Pflegedirektorin der Uniklinik Essen
Irene Maier sieht aus langjähriger Erfahrung als Pflegedirektorin und Vorstandsmitglied der Uniklinik Essen das Thema Arroganz in einem ähnlichen Licht wie Trainer Peter Modler. Die Leiterin des Programmbeirats des Deutschen Pflegetags möchte ambitionierte Pflegekräfte mit 4 weiteren Tipps unterstützen:
- You are not bossy, you are the Boss!
- Bleiben Sie am Ball
- Haben Sie keine Scheu vor Selbstmarketing
- Verbinden und verbünden Sie sich!
Autorinnen: Romy König & Kirsten Gade
Dieser Artikel wird bereitgestellt von unserem Medienpartner pflegen-online.de
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